Vor- und Nachteile eines Fernabiturs
Das Fernabitur ist eine der beliebtesten Möglichkeiten bei Berufstätigen, doch noch ihr Abitur nachzuholen. Wirklich verwunderlich ist dies nicht, denn die Fernschulen können mit einigen Vorteilen von sich überzeugen, wobei man auch dabei die entsprechenden Nachteile nicht vergessen sollte.
Was spricht für das Fernabitur?
Das Abitur nachholen über eine Fernschule überzeugt mit folgenden Punkten:
- Das Fernabitur ist eine Variante des nebenberuflichen Erwerbs des Abiturs.
- Trotz der nebenberuflichen Tätigkeit führt das Fernabitur in vergleichsweise kurzer Zeitspanne zur Abiturprüfung.
- Das Fernabitur würdigt die jeweilige Vorbildung und kann einerseits verkürzt absolviert werden, während es andererseits auch für Inhaber des Hauptschulabschlusses eine Wahl ist.
- Die Zeiteinteilung der Lerninhaltserfassung erfolgt nach individueller Organisation.
- Es steht permanent ein individueller Ansprechpartner bereit.
- Die Verwendung moderner Techniken steigert den Lernerfolg beim Fernabitur.
- Vierwöchige Testphasen ermöglichen ein Reinschnuppern in die Fernschule.
- Ein Fächerwechsel ist während des Fernabiturs möglich.
- Die Dauer des Fernabiturs kann kostenlos verlängert werden.
- Der Lebensunterhalt kann dank möglicher Berufstätigkeit gesichert werden.
- Die Lehrgangsgebühren sind nicht in einem Betrag sondern monatlich zu entrichten.
- Der Beginn des Fernabitur Lehrgangs ist jederzeit möglich.
- Fahrtkosten entfallen aufgrund des Selbststudiums.
- In den Lehrgangsgebühren sind bereits die notwendigen Lernmaterialien beinhaltet.
- Eine Förderung von öffentlicher Seite ist beispielsweise über BaFÖG möglich.
Was spricht gegen das Fernabitur?
Auch die Negativaspekte des Fernabiturs sollte man in die Entscheidung für oder wider diese Form des Abitur Nachholens einfließen lassen:
- Das Fernabitur verursacht monatliche Kosten von 137 Euro, die es aufzubringen gilt und die zuzüglich sonstiger Seminargebühren zu verstehen sind.
- Das Selbststudium beim Abitur nachholen über die Fernschulen erfordert große Selbstdisziplin, um die notwendigen Inhalte auch tatsächlich zu erfassen.
- Diese Konzeption und das parallele Ausüben einer Berufstätigkeit reduzieren erheblich die Freizeit.
- Eine Förderung über Arbeitsagenturen oder Jobcenter ist nicht möglich.
- Obligatorische Präsenztage finden in den Räumlichkeiten der Fernschule statt, die sich mitunter mehrere 100 Kilometer entfernt befindet.
- Es werden keine Vornoten ermittelt, so dass die Abiturnoten einzig von den Prüfungsergebnissen abhängen.
- Die Abiturprüfung muss als Externenprüfung abgelegt werden, worum sich rechtzeitig zu kümmern ist.
- Das Bilden von Lerngruppen ist nur schwer möglich und basiert in der Regel auf Onlineplattformen.
Die Kosten für das Abitur an einer Fernschule
Im Gegensatz für das nachgeholte Abitur an einem Abendgymnasium oder einem Kolleg ist die Inanspruchnahme einer Fernschule nicht kostenfrei. Stattdessen werden Gesamtgebühren für einen solchen Lehrgang erhoben, die sich je nach Dauer des Abitur Nachholens unterscheiden.
Die großen Fernschulen, die im Bereich Abitur nachholen zur Auswahl stehen, beweisen hinsichtlich der Lehrgangsgebühren jedoch Einigkeit.137 Euro pro Monat kostet diese Art des Abitur Nachholens an einer Fernschule. Darin inbegriffen ist die Betreuung durch einen abiturerfahrenen Lehrer sowie sämtliche Lernmaterialien, die zur Abiturvorbereitung benötigt werden und die den Schülern von Seiten der Fernschule zu übermitteln sind.
Nicht enthalten in diesen Kosten sind Auslagen für eigene Lernmittelanschaffungen sowie zusätzliche Seminare, die zum Teil fakultativ, zum anderen Teil jedoch auch obligatorisch sind. Für solche Seminare fallen etwa neun Euro pro Seminarstunde zusätzlich an, so dass mit nochmals rund 500 Euro Zusatzgebühren über die gesamte Studiendauer hinweg gerechnet werden muss.
Wie hoch die Gesamtgebühren sind, hängt also von der Einstiegsphase und damit der Ausgangsqualifizierung sowie der Anzahl besuchter Seminare ab.
Förderungsfähigkeit des Abitur Nachholens über Fernschulen
137 Euro monatliche Schulungsgebühren wollen aufgebracht werden, möchte man das Abitur über eine Fernschule nachholen. Doch hier hilft der Staat mit gewissen Zuschüssen weiter. So sind die Fernschulen mit ihrem Angebot zum Abitur nachholen finanzierbar über
- die KfW Bildungskredite,
- BaFÖG,
- Weiterbildungssubventionen des Bunds und der Länder sowie
- Stiftungen zur Begabtenförderung.
Außen vor bleiben in diesem Kontext die Arbeitsagenturen und Jobcenter. Da das Abitur nachholen an den Fernschulen nebenberuflich vonstatten geht, ist eine Förderung aus dem Vermittlungsbudget nahezu ausgeschlossen. Allerdings tut dieser Weg des Abitur Nachholens auch der Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt keinen Abbruch, so dass dieser Weg zum Abitur parallel zum Leistungsbezug beschritten werden kann.
Berufstätigkeit gestattet
Ob nun zur Finanzierung der Lehrgangsgebühren oder zur Sicherung des Lebensunterhalts, das Abitur nachholen über die Fernschulen ist prädestiniert für Menschen, die zeitgleich einer beruflichen Beschäftigung nachgehen, egal ob diese in Voll- oder in Teilzeit stattfindet. Somit braucht man sich also um die Einkommenssituation keine allzu großen Sorgen zu machen.
Gelegentlich haben auch Arbeitgeber ein Interesse daran, dass ihre Mitarbeiter das Abitur nachholen, so dass Freistellungsphasen zur Prüfungsvorbereitung beantragt werden können und eventuell finanzielle Leistungen zur Lehrgangsgebührenentrichtung von Arbeitgeberseite erbracht werden.
Ablauf und Dauer des Fernschulen Abitur
Fernschulen in privater Trägerschaft sind offen in ihrer Konzeption und Organisation, so dass sowohl Aufbau wie auch Dauer des Abitur Nachholens über diesen Weg sehr stark variieren können. Beide Themen hängen somit untrennbar vom jeweiligen Anbieter, aber auch dem Engagement des Schülers ab, der entsprechend flexibel in der Gestaltung seiner Lerninhaltsvermittlung ist.
Nichtsdestotrotz konnten sich gewisse Ablaufverfahren bei den meisten Fernschulen etablieren.
Variable Abiturdauer an Fernschulen
Prinzipiell führt eine Fernschule nach ungefähr 2,5 Jahren zum Abitur, insofern man sich konsequent an die Unterrichtsempfehlungen der jeweiligen Abiturbetreuer hält. Allerdings kann es auch kürzere und längere abiturvorbereitende Zeiten an Fernschulen geben. Dies hängt nicht zuletzt mit den schulischen Voraussetzungen zusammen, die jeder einzelne Fernschüler mitbringt:
1. Personen mit Hauptschulabschluss
Wer das Abitur an Fernschulen nachholen möchte und dabei lediglich den Hauptschulabschluss vorweisen kann, der startet mit einer einjährigen Vorbereitung auf den mittleren Bildungsabschluss, an den sich dann das Abitur nachholen anschließt. Insgesamt dauert dieser Abiturweg 3,5 Jahre.
2. Personen mit länger zurückliegendem mittleren Bildungsabschluss
Wer den mittleren Bildungsabschluss vor mehr als fünf Jahren absolviert hat, der sollte mit einer Dauer des Abitur Nachholens an Fernschulen von ungefähr drei Jahren rechnen. Denn dem eigentlichen Abiturkurs wird in diesem Fall eine halbjährliche Unterweisung vorangestellt, welche inhaltlich den Stoff der Abschlussklasse einer Realschule aufarbeitet. Vor allem eine zweite Fremdsprache ist in diesen Unterrichtskomplex integriert. Diese Regelung gilt auch für Menschen, denen der mittlere Bildungsabschluss dank Hauptschulabschluss und abgeschlossene Berufsausbildung anerkannt wurde.
3. Personen mit kürzlich erworbenem mittleren Bildungsabschluss
Liegt der Erwerb des mittleren Bildungsabschlusses weniger als fünf Jahre zurück, so dauert das Abitur nachholen über die Fernschule ungefähr 2,5 Jahre, da der zuvor erwähnte halbjährige Vorbereitungskurs entfällt. Allerdings ist es hierfür notwendig, gute Noten in den Hauptfächern sowie den Naturwissenschaften vorzuweisen und auch in einer zweiten Fremdsprache unterrichtet worden zu sein.
4. Gymnasiumabbrecher
Wurden innerhalb einer gymnasialen Oberstufe bereits Teile des abiturrelevanten Unterrichtsstoffs erworben, so kann man die Reduzierung der Dauer des Abitur Nachholens an der Fernschule beantragen. In welchem Rahmen diese Verkürzung ausfällt, hängt vom individuellen Lernstand ab.
Die Konzeption des Unterrichts
Der Unterricht an Fernschulen unterscheidet sich deutlich von allen anderen Bildungsstätten, die sich im Auftrag des Abitur Nachholens an den Markt begeben haben. Denn während diese Institutionen vorrangig Frontalunterweisungen anbieten und nur randständige Eigenlernphasen fordern, organisiert sich eine Fernschule gänzlicher anders herum. Hier steht das Selbststudium im Vordergrund, während die Präsenztage nur punktuell stattfinden.
Ausgehend von einem kompletten Kurs zum Abitur nachholen, kann man sich auf folgende Unterrichtsstrukturierung einstellen:
- Der Interessent meldet sich an der Fernschule an und bekommt einen abiturerfahrenen Betreuer zur Seite gestellt, mit dem während der kompletten Schulungsdauer ein enger Kontakt mittels verschiedener Medien besteht.
- Der zuständige Lehrer konzipiert den Unterricht und übermittelt seinen Schülern elektronisch oder postalisch die für den folgenden Lernabschnitt relevante Literatur, die es in Eigenleistung zu bearbeiten gilt.
- Bei Nachfragen steht der Tutor auf den zuvor angegebenen Wegen als Ansprechpartner zur Verfügung, ebenso wie eine Fernschule eigene Onlineplattform den Austausch mit Tutoren und Mitschülern unterstützen soll.
- Punktuelle Seminare erfordern die Anwesenheit der Schüler in den Räumlichkeiten der Fernschule. Sie finden in der Regel am Wochenende statt und sind bis auf wenige Ausnahmen fakultativ, wenngleich auch eine gute Unterstützung zur Prüfungsvorbereitung.
- Gelegentliche Lernstandskontrollen sollen ein Feedback zum eigenen Wissenstand geben. Ihre Ergebnisse sollen zwar bescheinigt werden, dienen jedoch nicht als Vornote.
- Die Abiturprüfungen werden als Externenprüfungen abgelegt.
Die Fächerwahl an Fernschulen
Wie auch bei den anderen Optionen des Abitur Nachholens, so muss man auch an Fernschulen eine gewisse Spezialisierung des zu erwerbenden Wissens vornehmen. Dies geschieht durch Belegung der einzelnen Unterrichtsmodule.
Dabei muss man zunächst acht Fächer auswählen, die später prüfungsrelevant sein sollen und folglich im Selbstunterricht thematisch zu erfassen sind. Dabei stehen hier die bekannten Schwerpunkte Sprache und Literatur, Gesellschaftswissenschaften oder Mathematik und Naturwissenschaften zur Auswahl.
Obligatorische Fächer sind Deutsch, Mathematik, zwei Fremdsprachen, eine Gesellschaftswissenschaft sowie eine Naturwissenschaft.
Dann erfolgt ebenfalls eine Unterscheidung in Leistungs- und Grundkurse. Zwei Leistungskurse gilt es festzulegen, die nicht nur thematisch stärker behandelt werden, sondern zu den schriftlichen Prüfungsfächern zählen und dort eine hohe Gewichtung erfahren. Physik oder Chemie können nicht als Leistungskurse belegt werden, da beide Themenfelder zu praxisorientiert sind, um im Selbststudium in Gänze erfasst zu werden.
Die sechs anderweitig ausgewählten Themenfelder fallen den Grundkursen zu, von denen jeweils zwei als schriftliche Prüfungsfächer und die vier anderen für die mündliche Abiturprüfung zu definieren sind.
Externenprüfung für das Abitur nachholen an der Fernschule
Fernschulen wollen zielgerichtet auf die Abiturprüfung vorbereiten, bieten diese selbst jedoch nicht an. Stattdessen müssen Abiturprüfungen als so genannte Externen- oder Nichtschülerprüfungen abgelegt werden. Dies bedeutet in der Konsequenz, dass jeder Abiturient an einer Fernschule die Prüfung in „seinem“ Bundesland ablegen kann, gleichzeitig aber auch sich eigenständig um einen Prüfungstermin zu kümmern hat.
Geht der Unterricht an der Fernschule in die entscheidende Phase, so werden spezielle Seminare zur Prüfungsvorbereitung angeboten. Sie finden parallel zum Selbststudium statt und sollen Prüfungssituationen simulieren. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, sich auf die Prüfungssituation einzustimmen und gleichzeitig den eigenen Lernstand zu überprüfen.