Schulalltag kennzeichnet die verschiedenen Schulmodelle

Insgesamt neun verschiedene Optionen stehen offen, um über den zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen. Diese Vielfalt wurde geschaffen, um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Bedingungen der am Abitur interessierten Zielgruppe zu würdigen. Da leuchtet es ein, dass sich genau diese neun zweite Bildungswegmöglichkeiten durch einen unterschiedlichen Schulalltag kennzeichnen:

Sekundarstufe II

Der Unterricht in der Sekundarstufe II findet konsequent ab dem Vormittag statt, kann sich jedoch bis in den späten Nachmittag hinein ziehen. Die Klassengemeinschaft wird überwiegend durch junge Menschen an der Schwelle zur Volljährigkeit oder kurz dahinter charakterisiert. Das Lernen erfolgt im Kurssystem üblicherweise mittels Frontalunterricht. Neben Themen, die für das Abitur relevant sind, steht auch Allgemeinbildung auf dem Programm.

Abendgymnasium

Das Abendgymnasium soll das Pendant zur Sekundarstufe II darstellen und spricht in diesem Kontext ausschließlich Erwachsene an. Der Unterricht findet üblicherweise an jedem Wochentag ab dem späten Nachmittag statt. Allerdings gibt es auch Abendgymnasien, die an Wochenenden unterrichten. Vormittagsunterweisungen werden nur punktuell angeboten und stehen vor allem erwerbslosen Müttern zur Verfügung. Der Schulalltag lehnt sich thematisch an die Sekundarstufe II an, entbehrt jedoch der Allgemeinbildung.

Volkshochschulen

Das Abiturangebot der Volkshochschulen wird im Kurssystem konzipiert und richtet sich wie das Abendgymnasium an Erwachsene. Dabei stehen sowohl Vor- wie auch Abendkurse zur Auswahl, wobei der Unterricht nur an vereinzelten Wochentagen und selten am Wochenende stattfindet. Da das modulare VHS System auch der Beseitigung punktueller Wissensdefizite dient, wechselt das Klientel, also die Klassengemeinschaft nach jedem Modul.

Kolleg

Das Kolleg ist die am stärksten verschulte Form des Abitur Nachholens auf dem zweiten Bildungsweg, was sich auch im Schulalltag kennzeichnet. Es richtet sich zwar ausdrücklich an Erwachsene, allerdings wird diesen parallel zum Kollegbesuch die Erwerbstätigkeit rechtlich verwehrt. Im Kolleg trifft man also erwerbslose Menschen, die allenfalls ein Zubrot über eine nebenberufliche Tätigkeit verdienen. Inhaltlich finden sich die Themen ähnlich dem Abendgymnasium wieder und beinhalten demzufolge auch nur rudimentär allgemeinbildenden Unterrichtsstoff. Die Unterrichtszeiten am Kolleg sind prinzipiell variabel, wobei sich in erster Linie der Vormittagsunterricht ähnlich dem der Sekundarstufe II etabliert hat.

Fernabitur

Das Fernabitur ist innerhalb des bisherigen Portfolios des Schulalltags zum Abitur Nachholen die erste Institution, die keinen primären Unterricht anbietet. Eine Klassengemeinschaft gibt es folglich nicht. Stattdessen setzt das Fernabitur vorrangig auf das Selbststudium und bietet nur punktuelle Präsenzveranstaltungen, obligatorischer oder fakultativer Natur, an. Die Teilnehmer dieser Seminare variieren, so dass keine Gruppendynamik entsteht. Folglich ist der Schulalltag des Fernabiturs vor allem durch Selbstlernphasen geprägt, die auf die Inhaltsaufnahme ausschließlich abiturrelevanten Stoffs abzielen.

Freie Träger der beruflichen Erwachsenenbildung

Bei der Gestaltung des Schulalltags der freien Träger der beruflichen Erwachsenenbildung findet man im Groben die gleichen Aspekte wie bei der Volkshochschule wieder, denn auch diese Institutionen setzen auf ein modulares Kurssystem mit folglich ständig wechselndem Klientel. Allerdings besteht ein erheblicher Unterschied bei der primären Kundengruppe. Denn diese zeichnet sich bei den freien Trägern der beruflichen Erwachsenenbildung häufig durch arbeitslose Menschen im Arbeitslosengeld I oder II Bezug und gleichzeitiger Lehrgangskostenübernahme durch die zuständige Arbeitsvermittlung aus.

Meisterabitur

Das Meisterabitur ist ja eigentlich die Anerkennung der Hochschulreife durch das erfolgreiche Ablegen der Meisterprüfung in einem bestimmten Beruf, sei es über die Handwerkskammer oder die IHK. Entsprechend finden sich beim Meisterabitur in der Regel Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und einiger Berufserfahrung als Geselle sowie einem Wunsch nach beruflichem Aufstieg wieder. Ob parallele Berufstätigkeit den Schulalltag prägt, hängt vom gewählten Unterrichtsmodell ab. Dieses kann vollzeit-, teilzeit- oder nebenberuflicher Natur sein.

Online-Abitur

Das Online-Abitur soll eigentlich eine Brücke zwischen Fernabitur und Abendgymnasium oder Kolleg schlagen und die Vorzüge beider Varianten miteinander vereinen. Entsprechend charakterisiert sich der Schulalltag beim Online-Abitur über Anwesenheitstage und Selbstlernphasen. Die jeweilige Aufteilung liegt im Ermessen der Institution und kann im Verhältnis 3:2 oder 2:3 erfolgen. Vorrangig findet man beim Online-Abitur berufstätige Personen mit familiären Verpflichtungen.

Externenprüfung

Ein Schulalltag im Zuge der Externenprüfung lässt sich nicht definieren, zeichnet sich dieser Weg zum Abitur nachholen doch über eine Matura ohne vorherigen Schulbesuch aus. Vor allem bei Menschen im Berufsleben ist diese Option eine häufig genutzte Wahl. Im Zuge der Nichtschülerprüfung definiert sich der Schulalltag über die VHS, die freien Träger der beruflichen Erwachsenenbildung oder die Fernschulen.

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